Mit Unverständnis und deutlicher Kritik reagieren BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Soestauf die Entscheidung des Stadtentwicklungsausschusses, der mit den Stimmen von CDU, SPD, SKW und BG das Projekt einer Agri-Photovoltaik-Anlage in Müllingsengestoppt hat.
„Das ist ein Rückschritt für die Energiewende in Soest und ein fatales Signal an alle, die sich für Klimaschutz und regionale Wertschöpfung einsetzen“, erklärt Fraktionsvorsitzende Anne Richter. „Wer 2020 mehrheitlich Klimaneutralität bis 2030 beschließt, kann sich fünf Jahre später nicht hinter Ausreden verstecken, wenn es konkret wird. Klimaschutz braucht Mut – keine Blockadehaltung.“
Das Projekt der Firma Arteus Energy hätte auf rund 25 Hektar Fläche Strom für etwa 20 Prozent aller Soester Haushalte liefern können – und das bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung. Zwischen den aufgeständerten, sonnenverfolgenden Modulen sollte weiter Getreide angebaut werden; unter den Anlagen waren Blühstreifen zur Förderung der Artenvielfalt geplant. Der vorhandene Netzanschluss durch nahegelegene Windräder hätte zusätzliche Baukosten und Eingriffe minimiert, ein Speichersystem war mitgedacht.
„Das war kein Fantasieprojekt, sondern ein durchdachtes, modernes Konzept, das Landwirtschaft, Energiegewinnung und Naturschutz zusammengebracht hätte“, betont Ratsherr Werner Liedmann. „Dass CDU, SPD, SKW und BG ein solches Zukunftsprojekt ablehnen, zeigt, dass die Angst vor Veränderung größer ist als der Wille, Lösungen umzusetzen.“
Die GRÜNEN verweisen darauf, dass die im Ausschuss vorgebrachten Argumente nicht überzeugen:
- Der Flächenverbrauch liege unter einem Prozent, die Anlage wäre vollständig rückbaubar gewesen.
- Blühstreifen fördern Biodiversität, sie sind keine „Unkrautquelle“.
- Und wer sagt, es gebe „genug Windräder“, missversteht die Energiewende: Wind und Sonne ergänzen sich – sie konkurrieren nicht.
Statt Chancen zu nutzen, hätten CDU, SPD, SKW und BG sich für den einfacheren Weg entschieden – den Weg des Stillstands. „Diese Entscheidung kostet die Stadt nicht nur ein Vorzeigeprojekt, sondern auch reale Einnahmen“, so Richter weiter. „Wir verzichten auf Gewerbesteuern, auf Pacht für Landwirte, auf die gesetzliche Kommunalbeteiligung an den Stromerlösen und auf regional produzierten, günstigen Strom. Das ist energiepolitisch kurzsichtig und wirtschaftlich unvernünftig.“
Die GRÜNEN fordern, dass die Stadt Soest künftig faktenbasiert und lösungsorientiertüber innovative Energieprojekte entscheidet – und nicht nach dem Motto: ‚Bloß nichts Neues wagen‘.
„Wer immer nur auf andere Flächen verweist, die seit Jahren nicht realisiert werden, hält die eigene Stadt auf“, sagt Richter. „So kommen wir unserem Klimaziel von 2030 nicht näher, sondern entfernen uns davon.“
Abschließend betonen die GRÜNEN, dass Klimaschutz kein Wettbewerbsnachteil, sondern eine Chance für lokale Wertschöpfung, Innovation und Zukunftssicherheit sei.
„Soest hat sich einmal zu Recht als Vorreiterin beim Klimaschutz verstanden“, so Richter. „Wenn wir diesen Anspruch behalten wollen, müssen wir jetzt anfangen, Taten folgen zu lassen. Wer jede mutige Idee abwürgt, gefährdet die Glaubwürdigkeit unseres Klimaziels – und die Zukunft unserer Stadt.“