Rege Beteiligung an Expert*innendialog zur Wärmewende in Soest

Am 14.6. fand im Alten Schlachthof die Veranstaltung der Soester Ratsfraktion der GRÜNEN mit reger Beteiligung der Soester Bürger*innen statt. Etwa 50 Menschen hörten die Vorträge der Expert*innen und stellten Fragen in der Diskussionsrunde. Nach dem großen Medienecho rund um das Gebäudeenergiegesetz und die Einigung der Ampelkoalition zum Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung stellten sich den Soestern viele Fragen, z.B. zur Wärmenetzplanung in den Sanierungsgebieten. Auch ob Wasserstoff überhaupt für die Wärmeversorgung verfügbar sein wird, wurde hinterfragt.

Versierte Expert*innen aus NRW sprachen auf der Veranstaltung „GRÜNE Wärme für Soest – bezahlbar, unabhängig und klimafreundlich!“ und stellten einige provokante Thesen auf:

Professor Dr. Michael Rath von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG berichtete von den Potentialen der Geothermie, Sektorenkopplung sowie Wasserstoff für zukünftige klimaneutrale Energiesysteme. Unsere Wärmeversorgung mache 50% des Endenergiebedarfs aus. Daher gelte es, auf möglichst effiziente Technologien zu setzen, um mit dem klimaneutral hergestellten Strom so viel Wärme wie möglich zu erzeugen. Dafür ist die Wärmepumpe herausragend geeignet, da sie mit 1kWh Strom (in Kombination mit Umweltwärme) 4kWh Wärme erzeugen kann. Wasserstoff-Elektrolyse und Methanisierung in Kombination mit Gasheizung hat demgegenüber einen etwa 8x schlechteren Wirkungsgrad und wird daher hauptsächlich für die Metall- und Chemieindustrie eingesetzt werden, die keine Alternativen hat. Zudem ist die Wärmepumpe auch in sehr kalten Regionen wirksam einsetzbar: In Finnland werden pro 1000 Haushalte z.B. 11x mehr Wärmepumpen eingesetzt als in Deutschland, das sich im europäischen Vergleich als Schlusslicht erweist. Auch berichtete er von einem Leuchtturmprojekt in Wien, in dem 112.000 Haushalte durch eine einzige Großwärmepumpe in Kombination mit Abwärme des gereinigten Abwassers einer Kläranlage und Ökostrom beheizt werden.

Nach dem wissenschaftlichen Impuls berichtete die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Borchen, Britta Tirre, wie dort die kommunale Wärmeplanung bereits vor 2 Jahren angestoßen wurde. Noch vor der gesetzlichen Verpflichtung hat Borchen dies proaktiv umgesetzt und sich dabei am Handlungsleitfaden von Baden-Württemberg orientiert, wo die kommunale Wärmeplanung bereits seit 4 Jahren verpflichtend ist. Borchen, eine Gemeinde in der Nähe von Paderborn mit etwa 14.000 Einwohnern, hat eigene Windräder und produziert so 384% des selbst benötigten Strombedarfs und profitiert so von der Energiewende! Die Wärme kommt aber bisher nur zu 14,5% aus erneuerbaren Energien. Dies sollgeändert werden! Dazu wurde ein digitaler Zwilling entwickelt in Partnerschaft mit Westfalen-Weser-Netz und der Universität Paderborn, in dem Wärmebedarfe, Gebäudetypen nach Altersklassen, Sanierungsstände der Gebäude, Technologien und Areale dargestellt werden. Dann wurde das Potential für Klär- und Biogas, Erdwärme, Solarthermie, Umweltwärme und Abwasser den Gebieten zugeordnet als Basis für die Wärmewendestrategie.

Im Anschluss berichtete Karl-Martin Hentschel von den Wärme-Aspekten der von ihm geleiteten Studie „NRW auf den Weg zum 1,5 Grad-Ziel“. Erstaunlich war, das Soest bei der Klimaneutralitätsplanung von 7 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf ausgeht, der deutsche Durchschnitt jedoch 11 Tonnen beträgt. Zudem zeigte er sich beeindruckt vom Soester Masterplan, hinterfragte aber die Idee, 50% der Wärme aus Biomethan zu beziehen: Dies wäre nicht mehr Stand der Wissenschaft, da der Anbau von Biomasse eingestellt würde. Auch forderte er ein, dass die lokalen Akteure (Stadtwerke, Sparkassen, Handwerk) komplette Konzepte inkl. Finanzierung anbieten müssten.

Bei der Diskussionsrunde stellten sich auch André Dreißen, Geschäftsführer der Soester Stadtwerke und der Unternehmer Friedrich Pehle, Vorstand der 2G Energy AG, den Fragen der Bürger*innen.

Konsens war, dass die Energiewende technisch gelingen kann und eine Investition in Gasheizungen in den allermeisten Fällen nicht rentabel ist.

Der Abend wurde moderiert von Birgit Davidian, Ratsmitglied der GRÜNEN. Die Präsentationen findet ihr untenstehend, in Kürze wird hier auch ein Video-Mitschnitt veröffentlicht.

Präsentationen:

Video-Mitschnitte (gekürzt):

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