Auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Soest, gab es in der Musikschule Soest am vergangenen Mittwoch eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion. Christian Langner, Initiator und Moderator, stellte seinen vier Gesprächspartnern die Frage: „Pestizide – Ein notwendiges Gift?“
Auf Seiten der Befürworter sprachen der Kreislandwirt Dirk Schulze-Gabrechten und Dr. Theo Jachmann, der Geschäftsführer der Firma Syngenta, die international in den Bereichen Pflanzenschutzentwicklung, Züchtung und Gentechnik aktiv ist.
Auf Seiten der Pestizid-Gegner argumentierten Klaus Brunsmeier, stellvertretender Bundesvorsitzender der Umweltschutzorganisation BUND und Friedrich Ostendorff, der als Bio- Bauer seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages ist. Er ist Agrarsprecher der Bündnisgrünen Bundestagsfraktion.
Die Zuhörer, der mit 70 Besucher gut besuchten Gesprächsrunde, erfuhren von Dr. Jachmann zunächst, dass Pestizide, von konventionellen Landwirten „Pflanzenschutzmittel“ genannt, gegen Unkräuter, Insekten und Pilze, Bakterien sowie Viren eingesetzt werden, um einen hohen Ernte-Erfolg abzusichern.
Eines der in großer Menge verwendeten Pestizide ist Glyphosat. „Dieses Pestizid hat mittlerweile jeder von uns im Körper. Um das zu ändern, muss der Bürger Druck machen, damit die Politik gegen Glyphosat aktiv wird,“ erklärte Klaus Brunsmeier. Selbst die Befürworter der Pflanzenschutzmittel bestätigen, dass es Probleme beim Aufbringen von zu großen Mengen gibt.
In diesem Jahr sei der Pestizid-Einsatz aufgrund des milden Winters wohl besonders hoch, gab Ostendorff zu bedenken. Der Frost habe gefehlt, was das Unkraut sehr begünstigt habe. Auf seinem Bio-Betrieb nutze er seinen Trecker, um den unerwünschten Bewuchs mechanisch Unterzugrubbern und so auf den Einsatz von chemischen Mitteln mit all seinen Nebenwirkungen zu verzichten.
Alle Referenten waren sich einig, dass der hohe Einsatz der Pestizide bereits zu Resistenzen geführt hätte. Das heißt, die Pflanzen stellen sich auf die Spritzmittel ein und werden so immun. „Die Natur ist immer stärker“, betonte Dr. Jachmann. Darauf entgegneten Brunsmeier und Ostendorff, dass es deshalb sinnvoller sei mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten. In Europa müsse endlich das Ziel auf 10 % der Flächen vorrangig Naturschutz zu betreiben umgesetzt werden. Der Weltagrarbericht sage eindeutig, dass die intensive Landwirtschaft, so wie sie in Europa betrieben werde, nicht auf andere Kontinente übertragen werden könne. Um den Hunger in der Welt zu besiegen, seien intelligente Bewässerung und der Schutz kleinbäuerlicher Strukturen entscheidend und nicht der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und künstlichem Dünger aus der industriellen Landwirtschaft.
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