Vor dem Bad erst ins Bürgerbüro – Grüne sehen Benachteiligung
SOEST – Schön und gut finden es die Bündnisgrünen, dass Schwimmbegeisterte, die nur wenig Geld haben, im Aqua-fun niedrigere Tarife bekommen, jedenfalls grundsätzlich. Was die Fraktion massiv stört, ist indes ein Verfahren, das sie nicht nur als umständlich ansehen, sondern auch als stigmatisierend. Denn wer den verbilligten Eintritt in Anspruch nehmen möchte, muss zunächst zum Bürgerbüro gehen, belegen, dass er zum „berechtigten Personenkreis“ gehört, sich dann einen Gutschein aushändigen lassen, um diesen Bon schließlich an der Kasse des Freizeitbades gegen eine Karte einzulösen.
Dabei könnte nach Meinung der Grünen alles viel einfacher und für die betroffenen Menschen wesentlich angenehmer sein, die ja beim jetzigen Procedere erst einmal im Rathaus vorstellig werden müssen. Schließlich gibt es, so die Fraktion, den Soestpass – ein Angebot, mit dem die Stadt nach eigenem Bekunden „einkommenschwache und sozial benachteiligte Bürger fördern und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben“ ermöglichen möchte.
Das bedeutet in der Praxis: Stadtbücherei, Volkshochschule, Museen und Musikschule räumen einen Nachlass ein. Die Grünen möchten nun erreichen, dass dieser Ausweis auch im Aquafun anerkannt wird. Einen ent-sprechenden Antrag legen sie zur morgigen Ratssitzung vor. Sie sprechen sich außerdem dafür aus, die erfolgreiche Ferienaktion mit einem Preis von drei Euro für die Tageskarte fortzusetzen.
Nur wenige fragen nach Vergünstigung
Die Vergünstigung ist genau festgelegt, gilt etwa von montags bis donnerstags. Das Kontingent ist begrenzt. Familien – zwei Erwachsene und ein Kind – zahlen beispielsweise neun statt zwanzig Euro.
Die Stadtwerke Soest – als Träger des Bades – stellten bereits bei der Eröffnung vor sieben Jahren Geld zur Verfügung, um Besucher zu unterstützen, die nur ein schmales Portemonnaie haben. Sie sagten eine jährliche Kostenbeteiligung von 30 000 Euro zu – eine Summe, die aber nur zu einem sehr geringen Anteil in Anspruch genommen wird, und zwar gerade einmal zu zehn Prozent. Bei der derzeitigen Vorgehensweise verwundere das gar nicht, meinen die Grünen. „Das Kassensystem ist dazu nicht in der Lage“, geben sie die Antwort auf ihre Frage wieder, warum der Soestpass im Soester Bad nicht akzeptiert wird. Ihr Appell lautet: „Die Stadt sollte ihr ,eigenes Kind’ endlich anerkennen.“ Köp.
Gerade für Kinder ist der Sprung ins Wasser im Sommer ein Riesenspaß – vorausgesetzt, die Eltern können es sich leisten. Sonst wird es kompliziert – zu kompliziert, meinen die Grünen.
(Bericht aus dem Soester Anzeiger von Heyke Köppelmann – Archivfoto: Niggemeier)